Aus der Praxis

Damit es im Garten grünt und nicht in der Trinkwasserleitung

Text: Torsten Seidel | Foto (Header): © Andreas Heimbrock

Sauberes Wasser ist für uns selbstverständlich, und nicht selten werden wir für die Qualität unseres Trinkwassers gelobt. Doch um diesen hohen Hygieneanspruch an die Wasserversorgung aufrechtzuerhalten, braucht es Regeln und technisches Know-how, wie z. B. bei der Montage eines einfachen Außenwasserhahns.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe April 2017
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Liebe Freunde der hygienischen Haustechnik, aus gegebenem Anlass hier wieder ein paar Tipps und Hinweise von eurem Lieblingsklugscheißer:

In den letzten Heften waren immer wieder Berichte über die Trinkwasserverordnung und die DIN 1988 zu lesen. In den Bereich dieser Normen gehört ebenso die Installation von Außenzapfstellen. Diese erfreuen sich großer Beliebtheit, weil man so praktisch den Rasen damit gießen, die Ehefrau an heißen Sommertagen damit abbrausen oder die lieben Kleinen damit spielen lassen oder ihnen das Planschbecken damit füllen kann.

Technische Probleme bei der Montage

Je nach Modell müssen diese Zapfstellen genau nach Herstellerangaben montiert werden. Macht man das nicht, kann großer Schaden drohen.

Bei meinem Freund Schlips hat der Klempner (und den nenne ich jetzt absichtlich so …) vergessen, das Gefälle einzubauen.

Bei seiner Zapfstelle ist es nämlich so, dass diese sich über ein 1 – 2-%iges Gefälle zur Entnahmestelle hin, selbsttätig entleeren soll. Nur doof, wenn der Monteur das Gefälle nach innen ins Haus laufen lässt. Dann entleert sich hier nämlich mal gar nichts, und Freund Schlips wundert sich, dass jetzt im Winter, wo es doch friert und er bestimmt keine Orchideen im Garten gießt, die Wohnzimmerwand so nass wird.

Der Frost ist in das Mauerwerk gedrungen, hat das Restwasser in der Armatur gefrieren lassen und diese somit zum Bersten gebracht. Klingt komisch, ist aber so. Von anderen Herstellern gibt es Armaturen, die innen im Wandstück einen Silikonschlauch verbaut haben. Dieser Schlauch dehnt sich im Frostfall aus und schützt so die Armatur vor Beschädigungen. Früher hat man solche Zapfstellen so gebaut, dass man sie im Haus absperren und den Leitungsteil bis zur Zapfstelle entleeren konnte.

Also was lehrt uns das? Herstellervorgaben beachten!

Hygiene ist das A&O

Die Trinkwasserverordnung sagt, dass wir Stagnationswasser verhindern sollen. Also kein Wasser soll länger in der Leitung stillstehen, sonst bilden sich Keime, Biofilme oder gar Legionellen.

Da kommen wir zum nächsten Problem von Freund Schlips: Seine Anschlussleitung für die Außenzapfstelle läuft, laut Leckorter, unisoliert quer durch das Wohnzimmer, das mit Fußbodenheizung beheizt wird, zur Armatur. Da Freund Schlips, wie gesagt, im Winter keine Blumen gießt, liegt sein Trinkwasser schön gewärmt im wohnzimmerlichen Fußboden und hat somit fast ein halbes Jahr Zeit, sich mit allerhand Erregern zu verpaaren …

Legionellen bilden sich gerne ab 25°C. Meiner Meinung nach eine Temperatur, die wir im Winter in einer Fußbodenheizung ohne Probleme erreichen. Ich stelle  mir jetzt besser nicht vor, was passieren könnte, wenn er im Frühjahr seinen Sohn anleitet, mit fein vernebeltem Sprühstrahl die Terrasse zu reinigen o. Ä.

In solchen Fällen hat sich der Einsatz von Doppelwandscheiben mehr als nur bewährt, denn dann läuft das Wasser einfach in einer Art Ringleitung zurück, und man schließt ggf. den Geschirrspüler oder ein WC an diese Leitung mit an. Das verhindert eine Verkeimung, und der Kunde kann das Wasser aus dem Außenhahn jederzeit ohne Gesundheitsrisiko nutzen und sogar trinken.

Der Gesetzgeber hat auch noch etwas zu sagen

Bei der Trinkwasserverordnung handelt es sich um eine VERORDNUNG, und solche haben in Deutschland Gesetzeskraft. Soll heißen: Ihr könnt euch nicht davor drücken, und Unwissenheit schützt auch hier vor Strafe nicht!

Bei der Einhaltung dieser Normen und Verordnungen ist euch bestimmt der Installateur eures Vertrauens behilflich. Der muss sich nämlich damit auskennen. Lasst euch nicht abspeisen mit Sätzen wie: „Das haben wir noch nie gemacht.“ oder „Das ist doch total übertrieben …“ Dann lieber gleich den Nächsten anrufen.

 

Neuer Hahn – neues Glück

Ich versuche jetzt, bei Freund Schlips einen neuen Außenwasserhahn zu installieren, damit sein Sohn im Sommer wieder die Nachbarskinder aus dem Hinterhalt abspritzen kann.

Es grüßt Euch mit Fermit im Haar
Euer Torsten

Der Autor

Torsten Seidel
ist gelernter Installateur und Heizungsbaumeister. Bis vor Kurzem hatte er einen eigenen Betrieb für Heizungsbau und Hausmeisterservice. Heute unterrichtet er hauptberuflich an einem Berufsbildungszentrum in Schleswig-Holstein als Fachpraxislehrer und bildet angehende Anlagenmechaniker SHK (Sanitär – Heizung – Klima) aus.

Torsten Seidel

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