Aus der Praxis

Fachkräftemangel durch Corona

Text: Torsten Seidel | Foto (Header): © Aycatcher – stock.adobe.com

Ich sitze hier quasi in Quarantäne und überlege, wie ich euch die nächsten Zeilen näherbringe. Das Virus hat Deutschland und die Welt fest im Griff. Die Schulen sind zu, das öffentliche Leben ruht, die Menschen haben Angst davor, sich die Hände zu schütteln, und größere Menschenansammlungen versetzen viele schon in helle Aufregung.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe Februar 2020
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Aus den Radios der Republik schallt es Mantra artig „Händewaschen, Händewaschen, Händewaschen“. Desinfektionsmittel und WC-Papier wird knapp und die leeren Brotregale bei den Discountern lassen einen erahnen, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg in den Geschäften ausgesehen haben könnte.

Bittere Wahrheit

Was sich hier liest wie der Beginn eines Katastrophenromans ist in Deutschland und der Welt zur bitteren Wahrheit geworden.

Ich kann auch seit Wochen keine Anlagenmechaniker mehr ausbilden, und die jungen Menschen haben Angst, ihre Gesellenprüfung nicht zu schaffen. – Aber das nur am Rande.

„Händewaschen, Händewaschen“

Die Gesundheitsgurus und deren Spatzen pfeifen es ja seit Monaten von den Dächern: „Händewaschen, Händewaschen, Händewaschen…“ Häufig gestaltet sich diese vermeintlich einfache Tätigkeit des alltäglichen Lebens jedoch schwieriger als gedacht.

So ist es mir kürzlich in einem Restaurant einer großen Fastfood-Kette passiert, dass ich mir vor dem Essen die Finger waschen wollte. Als ich mir dann die Fingerchen mit dem flüssigen Reiniger eingeseift und zweimal „Alle meine Entchen“ gesungen hatte, musste ich feststellen, dass der Bewegungssensor der Armatur kein Wasser freigab. „Kaputt“ stand auf einem kleinen Zettel, der daneben lag und den ich übersehen hatte.

Die Bewegungssensoren an den Urinalen funktionierten, aber da wollte ich mir die Finger nicht abspülen. Ich weiß, ich bin da vielleicht etwas zu anspruchsvoll oder kleinlig, aber was soll’s. Also habe ich die Finger im Papierhandtuch abgewischt und bin zur nächsten Tankstelle zum Händewaschen. Da war das Essen auch besser und günstiger.

Aber was ich danach erleben durfte, war schon sehr lustig oder eher traurig? In einem semiöffentlichen Gebäude, die Waschräume und WCs frisch saniert. Dort haben die Fachkräfte an keinem WC oder Urinal Silikonnähte angebracht (so viel zum Thema Hygiene), und an den Waschtischen haben sie die Armaturen mit viel zu kurzem Auslauf verbaut. Dadurch ist es mir z.B. nicht möglich, mir die Hände vernünftig unter dem Wasserstrahl zu waschen.

Annahme verweigern

Da wir Hausmeister meistens bei den Bauabnahmen oder Übergaben zugegen sind, möchte ich euch hier bitten, auf solche Dinge vermehrt zu achten. Wenn die Fachkräfte hier nicht mehr wissen, wie es richtig geht, können wir Hausmeister nur eingreifen und die Abnahme verweigern.

Auch bei den Silikonnähten. Eure Reinigungskräfte werden es euch danken! Gerade wandhängende WC-Anlagen und Urinale sehen sonst nach kurzer Zeit
schon nicht mehr einladend aus. Von der Geruchsbelästigung und den Keimen, die sich hinter dem Porzellan bilden, ganz zu schweigen.

Der Autor

Torsten Seidel ist gelernter Installateur und Heizungsbaumeister und hatte einen eigenen Betrieb für Heizungsbau und Hausmeisterservice. Heute unterrichtet er hauptberuflich an einem Berufsbildungszentrum in Schleswig-Holstein als Fachpraxislehrer und bildet angehende Anlagenmechaniker SHK (Sanitär –  Heizung – Klima) aus.

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