Aus der Praxis
Im Technikhimmel
Text: Torsten Seidel | Foto (Header): © Aycatcher – Fotolia.com
Unser Meister Seidel hat sich vor Kurzem eine Smart-Home-Lösung angeschafft. Damit nicht nur er davon profitiert, stellt er diese neue Errungenschaft der Technikindustrie hier einmal kurz vor.
Auszug aus:
DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe Januar 2019
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INHALTE DES BEITRAGS
Die Idee dahinter
Der Wahnsinn daran
Die Aktivierung des Systems
Der überspitzte Praxisfall
Liebe Freunde der computergestützten Haustechnik, heutzutage reicht es ja nicht mehr aus, dass der Mensch an sich „smart“ (smart [engl.]: elegant, schick, clever) ist, sondern auch Maschinen wie z. B. Telefone sind smart. Seit Neuestem sollen auch unsere Häuser und Wohnungen „smart“ werden..
Die Idee dahinter
Seidel kauft einen Smart Home Controller der Firma Bosch und schließt diesen zu Hause an seine WLAN-fähige Telefonkiste an. Herr Bosch verkauft ihm schließlich noch allerlei smartes Zubehör. Da gibt es beispielsweise smarte Thermostatköpfe für ca. 60 Euro das Stück, von denen benötigt man natürlich für jeden zu steuernden Heizkörper einen. Außerdem gibt es Tür- und Fensterkontaktschalter, die ich für kleine 40 Euro das Stück an entsprechende Wandöffnungen klöppeln kann.
Der Wahnsinn daran
Dann bekommt man noch 360° Raum und Außenkameras, Rauch- und Bewegungsmelder, und der geschätzte Kunde kann seine „Philips Hue Leuchtmittel“, welche natürlich auch smart sind, mit dem Smart-Home-System von Bosch koppeln. Ein Starterset mit zwei Thermostatköpfen, einem Fenster- bzw. Türkontakt und der Smart Home Box kostet um die 370 Euro. Ihr könnt ja mal ausrechnen, wie hoch die Kosten für den normalen Hausbesitzer kommen …
In der Praxis soll es so laufen, dass ihr eure komplette Bude an das Bosch-System anschließen könnt, inklusive Rauch- und Bewegungsmelder, Lampen von Philips, Tür- und Fensterkontakte sowie Thermostatköpfe.
Die Aktivierung des Systems
Jetzt können morgens alle Familienmitglieder das Gebäude verlassen, und das Familienoberhaupt (mit einem ausgeprägten Kontrollzwang) schaltet die Anlage scharf auf „Abwesend“ – mal davon ausgehend, der Hausbesitzer hat keine Haustiere wie Hunde oder Katzen, denn dann wird das Bewegungsmelder-System aktiviert, ebenso wie die Tür- und Fensterkontakte.
Philips Hue macht schließlich im ganzen Haus das Licht aus, und die elektronischen Thermostatköpfe fahren in den Absenkbetrieb, reduzieren also die Raumtemperatur. Bis hierhin hört sich das ja alles noch gar nicht so schlecht an, oder?
Der überspitzte Praxisfall
Jetzt stellen wir uns aber einmal vor, dass alle aus dem Haus sind und die 14-jährige Tochter hat ihre Hausaufgaben vergessen und kehrt zurück, um diese zu holen … Sie schließt also die Haustür auf und öffnet den entsprechenden Türkontakt. Die Anlage vernimmt: Hausbesitzer -> abwesend, Türkontakt Haustür -> offen. Daraus folgt:
A-L-A-R-M!
Das smarte Telefon des Hausbesitzers scheppert also los und meldet einen Eindringling. Auf einem rot hinterlegten Bildschirm wird er gefragt, ob er sofort die Polizei benachrichtigen möchte oder erstmal nur den Wachdienst.
Währenddessen im Haus
Die verstörte Tochter wird mit 85 dB (A) aus allen Rauchmeldern angeschrien, die Philips Hue Leuchtmittel geben ein rotes Blinklicht ab, und die Thermostatköpfe schalten die Heizkörper aus. Da die Tochter keinen Zugang zum System hat, kann sie dieses auch nicht abschalten.
Der Hausbesitzer schmeißt schließlich die 360°-Innenraumkamera an, sieht auf seinem smarten Telefon, dass sich jemand im Haus befindet, und ruft nun doch den Wachdienst, der dann auch innerhalb von Minuten zur Stelle ist und die Tochter aufspürt. Dem Vater wird die Festnahme gemeldet, woraufhin dieser das System mithilfe seines smarten Telefons wieder ausschaltet.
PS: Meine Lampen haben Lichtschalter!
Euer Torsten
Der Autor
Torsten Seidel
ist gelernter Installateur und Heizungsbaumeister. Bis vor Kurzem hatte er einen eigenen Betrieb für Heizungsbau und Hausmeisterservice. Heute unterrichtet er hauptberuflich an einem Berufsbildungszentrum in Schleswig-Holstein als Fachpraxislehrer und bildet angehende Anlagenmechaniker SHK (Sanitär – Heizung – Klima) aus.