Aus der Praxis

Sonnenschein und Pool

Text: Torsten Seidel | Foto (Header): © Seidel

Pünktlich zum Hochsommer beschäftigt sich unser Praxisexperte in dieser Ausgabe mit der Behandlung von Poolwasser.

Auszug aus:

DER HAUSMEISTER
Praxis – Technik – Sicherheit – Recht
Ausgabe August 2021
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Liebe Freunde der Pooltechnik. Nachdem wir einige traumhafte Sommertage hinter uns haben, ist der eine oder die andere bestimmt, genau wie ich, auf die Idee gekommen, sein Tätigkeitsfeld zu erweitern.

Träume

Ich habe schon immer davon geträumt, als Poolboy mit einem Pick-Up-Truck durch Kalifornien zu fahren und mich um die Pools von schönen Millionärswitwen zu kümmern. Nun: in Ermangelung kalifornischer Millionärswitwen mit entsprechenden Pools habe ich mich auf meinen eigenen, schleswig-holsteinischen Pool beschränkt. Aber auch der Bedarf einer
gewissen Wartung und Pflege.

Für mich hat das Abfischen der Oberfläche durchaus meditative Züge. Trotz Sandfilteranlage und einem Pumpensystem, mit dem man durchaus das Kraftwerk Fukushima hätte herunterkühlen können, sammeln sich auf so einer Pooloberfläche immer wieder Laub, Staub und Äste etc., die der geneigte Poolboy dann manuell abfischen muss. Für diese Tätigkeit könnt ihr im Poolzubehörhandel eures Vertrauens nützliche Kescher mit Teleskopstiel erwerben.

Damit könnt ihr auch schon ein sehr hilfreiches Zubehör Euer Eigen nennen und damit auf Kundenfang gehen. Braungebrannt mit so einem Kescher in der Hand, in Boxershorts und Hawaii-Hemd seht ihr dem Prototypen des Poolboys schon sehr ähnlich.

Poolchemie

Jetzt fehlen euch aber noch die wichtigsten Utensilien, um die Millionärswitwen zu beeindrucken und damit Euch jeder glaubt, dass ihr wirklich wisst, was ihr da mit dem Poolwasser tut.

pH-Wert
In jedem Fall solltet ihr euch ein Messsystem zur Kontrolle des pH-Werts des Poolwassers zulegen. Dieser sollte zwischen 7,0 und 7,4 liegen. Wenn er darüber liegt, hilt ein sogenanntes pH-Minus-Mittel, welches ihr entsprechend der Herstellerangaben in das Poolwasser gebt.

Dabei hilft es, zu wissen wie viel Wasser in dem Pool ist. Meistens sind die Angaben auf ml/1000 l Poolwasser bezogen. Genauso gibt es auch ein pH-Plus-Mittel, falls der pH-Wert zu niedrig ist. Die Anwendung ist ähnlich wie beim pH-Minus- Mittel.

Chlorgehalt
Erst wenn der pH-Wert stimmt, solltet ihr euch an das Einstellen des Chlorgehalts wagen. Denn wenn der pH-Wert zu hoch oder zu niedrig ist, sinkt die Wirksamkeit des Chlors extrem. Als Faustregel gilt: Wenn es nach Chlor riecht, ist zu viel davon im Wasser.

Chlor ist ein sehr flüchtiger Stoff, der zumeist in Tablettenform dem Pool zugeführt wird. Diese Tabletten können als Wochendosierung in den Skimmer (der Überlauf des Pools zur Pumpe) gelegt werden.

Profischwimmbäder (Öffentliche etc.) arbeiten mit automatischen Chloranlagen, die das Chlor außerhalb des Schwimmbades in Gasform dem Wasser zuführen. Die Chlortabletten dienen der Desinfektion des Wassers. Denn auch im Pool gilt: Schwimmbadwasser ist wie ein Lebensmittel zu sehen.

Denn Badende wie eure Millionärswitwe atmen den Wassernebel ein, verschlucken das Wasser beim Schwimmen, bekommen es in die Ohren oder die Augen und nehmen es über ihre Haut auf. Der richtige Chlorgehalt liegt zwischen 0,8 und 1,0 mg freiem Chlor.

Wenn ihr möglichst lange Rechnungen an Eure Kunden schicken wollt, solltet ihr die Wasserqualität immer genau im Auge behalten. Für die Messung von Chlor- und pH-Wert gibt es sogenannte Messwürfel, in die ihr das Poolwasser füllt und eine Tablette zur Chlorkontrolle auf eine Seite und eine zur pH-Wert-Kontrolle auf die andere Seite gebt. Das Wasser verfärbt sich und ihr könnt ablesen, wie hoch die Werte sind.

Neubefüllung

Bei der Neubefüllung des Pools solltet ihr den Pool (Boden und Wände) mit einem Anti-Algenmittel behandeln, damit sich auf den Oberflächen keine Algen absetzen.

Im Betrieb

Während des Betriebs der Anlage solltet ihr darauf achten, ob das Wetter wärmer wird oder sich die Zahl der Badegäste erhöht. Denn dann muss auch das Wasser häufiger kontrolliert werden.

Auch Gewitter können sich negativ auf die Wasserqualität auswirken. Es hilft dann, auch regelmäßig ein Flockungsmittel in den Pool zu geben, damit Mikroflocken sich zu größeren Flocken zusammenkleben. Diese werden dann durch den Sandfilter herausgefiltert. Mikroflocken kann der Sandfilter dagegen nicht abfiltern!

Das Filterelement

Außerdem ist die Filteranlage für die Wasserqualität extrem wichtig. In der Regel sollte das Filterelement eine Schwimmsaison halten.

Am besten haben sich hier Sandfilter bewährt. Diese Sandfilter müssen aber regelmäßig zurückgespült werden, um Verunreinigungen aus dem Filtersand zu entfernen und die Filterleistung gleichbleibend hoch zu halten. Einige größere Anlagen arbeiten mit einem Gemisch aus Filtersand und Aktivkohle. Kleinere Filter arbeiten auch nur mit Papierfiltern.

Wissenswertes
Einige Hersteller bieten auch Flockungsmittel als Dauerdosierzugabe für den Überlauf an.
Ein Praxistipp: Sollte der Zulauf zum Pool nicht mit ausreichend hohem Druck in den Pool zurückströmen, ist meistens der Filter verstopft.

Wenn es nach dem Rückspülen nicht besser wird, muss der Filtersand gewechselt werden. Je größer die Filteranlage, desto unempfindlicher ist der Sandfilter gegen Verstopfungen.

Mit diesem neu erworbenen Wissen könnt ihr alle loslaufen und Euch in Kalifornien oder sonst wo mit einem Pick-Up-Truck selbstständig machen. Wenn ihr dann den Millionärswitwen etwas zur Hand geht, vergesst nicht, mir eine Karte zu schreiben! Ich träume derweil weiter davon, den Pool und Athina Onassis oder Charlotte Casiraghi zu pflegen und verbleibe herzlichst,
Euer Torsten.

Der Autor

Torsten Seidel ist gelernter Installateur und Heizungsbaumeister und hatte einen eigenen Betrieb für Heizungsbau und Hausmeisterservice. Heute unterrichtet er hauptberuflich an einem Berufsbildungszentrum in Schleswig-Holstein als Fachpraxislehrer und bildet angehende Anlagenmechaniker SHK (Sanitär – Heizung – Klima) aus.

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